E-Mobilität: Schnellladeinfrastruktur durch Netzentgelte ausgebremst

Netzgelte behindern flächendeckenden Ausbau der Schnellladeinfrastruktur

Unterschiedlich hohe Netzentgelte könnten zukünftig zu einem Ungleichgewicht beim flächendeckenden Ausbau der Schnellladeinfrastruktur führen. Zu diesem Schluss kamen die Forschungsinstitute Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und das Regulatory Assistance Project (RAP) in einem kürzlich gemeinsam veröffentlichten Diskussionspapier.

Zurückzuführen ist die drohende Schieflage auf das derzeit geltende Leistungspreissystem. Dieses orientiert sich nicht an der Anzahl der geladenen Fahrzeuge, sondern lediglich an Jahreshöchstleistung der Ladesäule. Dadurch entstehen besonders bei geringer Ladesäulenauslastung hohe Kosten für die Betreiber, was einen Betrieb von Schnellladesäulen häufig unrentabel macht.

Standortabhängige Fixkosten

Der in Deutschland vorliegende und viel kritisierte Flickenteppich aus unterschiedlichen Netzentgelten führt zu deutlichen Standortvor- und -nachteilen für die Schnellladesäulenbetreiber. Die Leistungspreise variieren um über 1.200 Prozent. Daraus resultiert aus der Sicht der Autoren zukünftig ein regionales Ungleichgewicht beim Ausbau des Schnellladenetzes, da lediglich lukrative Standorte erschlossen werden. Besonders ländliche Gebiete mit hohen Netzkosten könnten unberücksichtigt bleiben.

Netze mit unterschiedlichen Kosten zusammenlegen

Derzeit plant der Bund über ein Ausschreibungsverfahren bis Ende Januar 2023 ein öffentliches Schnelladenetz für Elektrofahrzeuge an 1000 Standorten bundesweit aufzubauen. Ein im Diskussionspapier vorgeschlagener Lösungsansatz wäre, dass der Bund in den geplanten Ausschreibungen für den Bau von Schnellladesäulen entweder Netze mit unterschiedlichen Kosten zusammenlegt oder die Netzkosten vorübergehend ganz beziehungsweise teilweise übernimmt.

Grundsätzliche Neuausrichtung der Kostenallokation

In Bezug auf eine mittelfristige Lösung der Entgeltstruktur appellieren die Autoren auf eine grundsätzliche Neuausrichtung. Demnach sollen die Netzentgelte, besonders im Zusammenhang mit dem Laden von Elektroautos, künftig stärker an den langfristigen Systemkosten und weniger an einer lokalen Netzsituation ausgelegt werden. Daher soll der Fokus weg von den Jahresleistungspreisen gerichtet werden und verstärkt die tatsächlichen Netzausbaukosten berücksichtigen.

Links und Quellen:

Diskussionspapier Agora Energie- und Verkehrswende & Regulatory Assistance Project

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