Die Bundesnetzagentur hat mit der Veröffentlichung der Entwürfe zur Festlegung „Marktintegration Speicher und Ladepunkte“ (MiSpeL) einen entscheidenden Schritt in Richtung eines flexibleren, dezentraleren Energiemarkts gemacht. Damit legt die Behörde den Grundstein für eine Zukunft, in der Haushalte, Batteriespeicher und Elektroautos aktiv am Strommarkt teilnehmen können.
Was die Bundesnetzagentur mit MiSpeL erreichen will
Ziel der Festlegung der Bundesnetzagentur ist es, Stromspeicher, ob groß oder klein, als aktive Marktteilnehmer zu integrieren. Bislang mussten sich Betreiber entscheiden: Entweder sie nutzten ihren Speicher zur Eigenverbrauchsoptimierung oder sie vermarkteten den Strom am Markt. Beides gleichzeitig war nicht erlaubt.
Das ändert sich mit MiSpeL: Künftig sollen private Heimspeicher, Photovoltaikanlagen und sogar Elektroautos mit bidirektionalem Laden sowohl den eigenen Verbrauch optimieren als auch Strom zu Marktpreisen ein- und ausspeichern dürfen.
Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, erklärte, dass mit der neuen Festlegung ein Grundstein für die Flexibilisierung kleiner und großer Stromspeicher gelegt werde. Künftig könnten sich diese zugleich aktiv am Strommarkt beteiligen und weiterhin zur Optimierung des eigenen Verbrauchs genutzt werden, was bislang nicht möglich gewesen sei.
Wie die Bundesnetzagentur die Marktintegration praktisch umsetzen will
Die MiSpeL-Festlegung der Bundesnetzagentur führt zwei neue Optionen für die Abrechnung von Strommengen ein:
- Abgrenzungsoption: Eine präzise, aber technisch aufwendige Lösung für größere Anlagen, die exakte Messungen im 15-Minuten-Raster erlaubt.
- Pauschaloption: Eine vereinfachte Variante für kleine PV-Anlagen und Heimspeicher, die ohne komplexe Messtechnik auskommt.
Beide Modelle ermöglichen es, grüne und nicht-grüne Strommengen rechnerisch zu trennen, sodass Betreiber weiterhin EEG-Förderungen und Umlagenvorteile nach dem Energie-Finanzierungsgesetz (EnFG) erhalten können.
Auch bidirektionales Laden von Elektroautos wird erstmals systematisch berücksichtigt. E-Fahrzeuge sollen künftig im Home Energy Management System wie stationäre Speicher behandelt werden. So kann ein Auto nicht nur Energie beziehen, sondern auch Energie ins Netz zurückspeisen und damit aktiv zur Netzstabilität beitragen.
Warum das ein Gamechanger ist
Die Entscheidung der Bundesnetzagentur ist mehr als nur eine technische Anpassung. Sie markiert einen echten Paradigmenwechsel im deutschen Energiesystem:
- Prosumer statt Verbraucher: Haushalte können künftig an Strompreisschwankungen verdienen.
- Netzstabilität durch Dezentralität: Millionen kleiner Speicher wirken gemeinsam wie ein virtuelles Kraftwerk.
- Förderung der Elektromobilität: Bidirektionales Laden stärkt die Wirtschaftlichkeit von E-Autos.
- Neue Geschäftsmodelle: Aggregatoren, Energieversorger und Fahrzeughersteller können innovative V2G-Plattformen und Flexibilitätsdienste entwickeln.
Damit entsteht ein Markt, in dem Energie nicht mehr nur zentral produziert, sondern dezentral gemanagt und gehandelt wird – ein entscheidender Schritt zur Dekarbonisierung und zur Energiewende, den die Bundesnetzagentur maßgeblich vorantreibt.
Herausforderungen: Messsysteme und Digitalisierung als Schlüssel zur Umsetzung
Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der neuen Marktintegration ist laut Bundesnetzagentur eine funktionierende digitale Infrastruktur. Smart-Meter-Gateways, dynamische Stromtarife und viertelstundengenaue Messungen sind zwingend erforderlich.
Der Smart-Meter-Rollout in Deutschland kommt jedoch nur langsam voran – hier liegt eine zentrale Hürde, die Industrie, Netzbetreiber und Politik gemeinsam lösen müssen, um die Vision der Bundesnetzagentur vollständig umzusetzen.
Wie der Smart-Meter-Rollout die technische Grundlage für MiSpeL schafft, erfahren Sie in unserem Beitrag zur Beschleunigung des Einbaus intelligenter Messsysteme.





