Merit-Order:
Was ist das und welche Auswirkungen hat dies auf die Energiepreise?

Die Energiepreise sind durch viele Faktoren seit Mitte 2021 immer weiter gestiegen. Somit werden aktuell auch in Deutschland hohe Preise für den Stromverbrauch verlangt. Doch wie wird Strom überhaupt in Deutschland gehandelt und was hat der Begriff Merit-Order damit zu tun? Erfahren Sie dies und mehr in unserem Beitrag.

 

Was bedeutet Merit-Order eigentlich?

In Deutschland wird der Strompreis an der Strombörse über die sogenannte Merit-Order gebildet, um einen einheitlichen Strompreis zu erzielen. Dabei wird in der Energiewirtschaft die Merit-Order (englisch für Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit) als die Einsatzreihenfolge der stromproduzierenden Kraftwerke auf einem Stromhandelsplatz bezeichnet.

Die Reihenfolge wird durch die Grenzkosten der Stromerzeugung der jeweiligen Kraftwerke bestimmt. Grenzkosten definieren dabei die Kosten, die bei einem Kraftwerkt für jede weitere produzierte Megawattstunde anfallen. Somit dürfen die Kraftwerke zuerst ihren Strom einspeisen, die am kostengünstigsten produzieren können.

Um die Stromnachfrage zu decken, werden dann nach und nach weitere Kraftwerke für die Einspeisung zugeschaltet, bis der aktuelle Bedarf gedeckt ist.

Grafik zur Einspeisung der Kraftwerke nach dem Merit-Order-Prinzip

Merit Order: Wie wird der Strompreis an der Börse gebildet?

Wie bereits erwähnt wird der Strom in Deutschland an der Strombörse gehandelt. Die günstigsten Anbieter erhalten als erstes den Zuschlag bis die Nachfrage gedeckt ist. Teure Anbieter könnten somit auch leer ausgehen.

Doch warum ist der Strom dann so teuer? Ganz einfach: Der Börsenpreis für Strom, zu dem alle Geschäfte abgewickelt werden, wird durch das letzte Kraftwerkt bestimmt, welches gerade noch gebraucht wird, um den Bedarf zu decken. Das sogenannte Grenzkraftwerk.

Somit bezieht sich der Einheitspreis auf die teuerste Art der Erzeugung und das Grenzkraftwerk bestimmt für alle eingesetzten Kraftwerke den Börsenpreis, den sie für ihren eingespeisten Strom erhalten.

 

Merit Order: Welchen Effekt hat dies auf die Börsenpreise

Durch den Ausbau erneuerbarer Energien in den letzten Jahren hat sich auch die Anzahl an Kraftwerken erhöht, die geringe Grenzkosten haben. Diese tendieren teils gegen Null.

Dadurch hat sich auch die Reihenfolge der zur Stromerzeugung eingesetzten Kraftwerke in den letzten Jahren geändert. Der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien ist hier kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2021 stammte rund 40 Prozente des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen, 19 Prozent aus Braunkohle und knapp 12 Prozent aus Atomkraft.

Erneuerbare Energiequellen sind allerdings äußert volatil, so dass je nach Wetter (wenig Sonne oder wenig Wind) eine Ergänzung herangezogen werden muss, um den Verbrauch auch decken zu können. Diese Ergänzung bilden in der Regel Gaskraftwerke, da diese flexibel und schnell steuerbar sind.

Grafik zur Beschreibung des Merit-Order-Effektes

Wie wirkt sich der Gaspreis auf den Strompreis aus?

Gaskraftwerke werden also als Ergänzung zur Deckung des gesamten Strombedarf herangezogen. Da das letzte Kraftwerk in der Merit-Order-Liste meist ein Gaskraftwerk ist und somit als Grenzkraftwerk den Preis bestimmt, machen sich die hohen Gaspreise auch auf dem Strommarkt bemerkbar.

Ein Rechenbeispiel gefällig?

Grafik zum Rechenbeispiel der Grenzkosten der einzelnen Kraftwerke

Sagen wir, es gibt einen Bedarf von rund 80 Gigawatt (GW), der in aufsteigender Reihenfolge nicht durch erneuerbare Energien, Wasserkraft, Kernenergie und Braunkohle bedient werden kann. Dann würde Kohlekraft mit einem Grenzkostenpreis von 250 €/MWh benötigt, um den Bedarf zu decken. Der Strompreis beläuft sich somit auf 250 €/MWh.

Steigt die Nachfrage weiter auf 100 GW, dann müssten noch zusätzlich Gaskraftwerke herangezogen werden, die einen Grenzkostenpreis von 500 €/MWh haben. Somit würde der Strompreis dann auf 500 €/MWh ansteigen.

Welche Maßnahmen plant die EU und Deutschland?

Langfristig soll das Marktdesign für den Stromhandel von der EU-Kommission und so auch in Deutschland reformiert werden, so eine Mitteilung der EU-Kommission vom 29. August 2022.

Geplant sei eine Entkopplung der Strom- von den Gaspreisen, um so die Endkundenpreise zu senken. Ziel der mittelfristigen Maßnahme sei es, dass Privatverbraucher wie auch die Industrie viel stärker von der günstigen Produktion erneuerbarer Energien profitieren.

Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucher, wie eine Gaspreisbremse, stellte die Expertenkommission Gas und Wärme in ihrem kürzlich veröffentlichten Zwischenbericht vor.

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